Kurzbericht von einem der letzten Workshops
mit Michael Roscher vom 1.-5. Okt. 1999 in Nürnberg

Astrologie für das nächste Jahrtausend

- Neue Wege der Radixdeutung und Prognose

Redaktion: Werner Völkel, kein Vollständigkeitsanspruch

Astrologie in luftiger Höhe

In diesem Workshop stellte Michael Roscher eine Auswahl der wichtigsten von ihm entwickelten Methoden zur Deutung des Geburtshoroskops und zur astrologischen Prognose vor. Der Schwerpunkt lag auf teilweise völlig neuen Techniken, deren Besonderheit in der Verbindung von Einfachheit und Effektivität besteht.

Schon die Atmosphäre des Tagungsraumes im oberen Dachgebälk des 'Krakauer Hauses', eines Turms der Nürnberger Stadtmauer mit Rundblick auf Burg und Altstadt, ließ Laune aufkommen bei den über 30 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ein Elektionshoroskop als Einstieg

Den Sternen so nahe, ließ Michael Roscher es sich denn auch nicht nehmen, den Workshop (nach ein paar organisatorischen Hinweisen) erst exakt um 14.21 Uhr MESZ offiziell für eröffnet zu erklären. Das Elektions-Horoskop dieses Augenblicks war zugleich Gegenstand einer ersten Deutungsübung für die Teilnehmer:

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Die Aufnahme (MOND) von Wissensinhalten (Merkur) wird durch mehrere Mond-Merkurkonstellationen symbolisiert: Mond im Zwilling, im Übergang zum Krebs (dieser Kritische Grad hat Mond-Merkur-Qualität), Mond im Sextil zu Merkur. Ferner richtet sich der Mond im siebten Haus auf  Begegnung und gruppendynamische Prozesse aus.

MERKUR, zuständig für die gedankliche Verarbeitung des Aufgenommenen und für Kommunikation steht nahe der Himmelsmitte im Sextil zum Aszendenten. Die weitläufigen Aspekte Quadrat zu Neptun und Opposition zu Jupiter, beide außer Zeichen, können ihm wenig anhaben. Die SONNE ohne schwierige Aspekte im neunten Haus bietet ebenfalls die Chance zu gelungener Präsentation und zu aktiver Erkenntnisgewinnung.

Der ASZENDENT hätte sich nur wenige Minuten vorher noch auf dem Saturn-Uranus-Grad 25-26 Schütze befunden, welcher u.a. für abrupte Umbrüche steht. Diese Thematik konnte durch die Zeitpunktwahl umgangen werden.

Resonanzen

Weitere Horoskopelemente kamen zur Sprache und anhand der Workshop-Geburt wurde auch gleich noch die Deutung der sogenannten Resonanz-Horoskope eingeübt, einer Technik, welche - ähnlich wie beim sogenannten 'Harmonic' - alle Planetenpositionen im Tierkreis (gemessen ab null Grad Widder) mit einem bestimmten Faktor multipliziert. Im Gegensatz zu der vor allem in Amerika verbreiteten Lehre von den Harmonics deutet Michael Roscher diese durch Multiplikation neu entstandenen Planetenpositionen jedoch nicht isoliert als neues Horoskop. Vielmehr werden ihre Bezüge zum Radix (in unserem Fall der Geburt des Workshops) strikt und ausschließlich gemäß dem Blickwinkel des Faktors gedeutet, mit dem malgenommen wurde.

Demnach geben z.B. die mit dem Faktor zwei multplizierten Planetenstände darüber Auskunft, in welchen Lebensbereichen ein Horoskopeigner mit besonderen Herausforderungen zu rechnen hat, welche in erster Linie von außen an ihn herangetragen werden. Die Zahl zwei birgt ja den Charakter einer Opposition in sich, der Teilung des Tierkreises in zwei Hälften. In Beratungen wie auch in der Selbstanalyse lassen sich so mit Hilfe der Resonanzdeutung inhaltlich prägnante und griffige Aussagen aus dem Radix herleiten.

Selbstreflexion für astrologisch Tätige

Die Sonne im neunten Haus des Workshop-Starthoroskops entfaltete nun ihre 'Wirkung':  In der ersten Gruppenarbeit ging es eher um den philosphischen Hintergrund astrologischen Tuns. Man machte sich Gedanken um die Fragen: 1. Warum betreibe ich Astrologie? /  2. Was erwartet ein Klient vom Astrologen? / 3. Wie ist beides zusammenzubringen?

Die zur ersten Frage genannten Motive waren vielfältig. Als gemeinsamer Nenner kristallisierte sich unter den Teilnehmern eine gewisse Neugier heraus, sowie der Wunsch, zumindest zu erahnen, 'wie alles zusammenhängt'. Zum Forschungsinteresse gesellt sich also das Motiv, die Wirklichkeit zu strukturieren, den Dingen mit Hilfe der astrologischen Symbolik einen Namen zu geben und auf diese Weise sich selbst und andere besser verstehen zu lernen. Dies wird offensichtlich von den meisten Astrolog/inn/en als Sinn stiftend erlebt.

Umso deutlicher schälte sich dann die Diskrepanz zu den häufigsten Klienten-Erwartungen heraus: Hier soll der Astrologe meist exakt vorhersagen, was passieren wird oder auch Entscheidungen für den zu Beratenden treffen. Genau das kann und und will er jedoch in der Regel nicht.

Als Zusammenfassung des Gesagten und als Ausblick auf eine erfolgreiche Rolle der Astrologie im  neuen Jahrtausend ermahnte Michael Roscher  die Anwesenden, die Grenzen astrologischen Tuns ernst zu nehmen. Glaubwürdig bleibe nur, wer redlich auch zu Fehleinschätzungen stehe und nicht mehr verspreche, als er auch halten kann. Damit werden zwangsläufig bestimmte Erwartungen von Klienten und natürlich auch seitens der Öffentlichkeit enttäuscht.

Genauso wie die meisten Versuche gescheitert seien, die 'Richtigkeit' einzelner astrologischer Aussagen mit Hilfe wissenschaftlicher Forschungsinstrumente zu beweisen, gelte es inzwischen als hinreichend nachgewiesen, daß eine überwältigende Mehrheit von befragten Klienten astrologische Beratungen im Nachhinein als zutreffend und gewinnbringend für sich persönlich beurteilten.
 
Auch in anderen wissenschaftlichen Experimenten, etwa zur Hellsichtigkeit, habe sich herausgestellt, dass die Einstellung der durchführenden Experiment-Leiter zum jeweiligen Forschungsgebiet einen signifikanten Einfluß auf die Forschungsergebnisse hatte.  Dies erhärte seine These, dass Astrologie in viel stärkerem Maße eine Kunst als eine Wissenschaft oder ein Handwerk sei. Der Astrologe und sein Instrumentarium,  ja selbst die Beziehung zum jeweiligen Klienten, verschmölzen zu einer Einheit, die nur als solche adäquat beurteilt werden könne. Jeder praktizierende Astrologe habe schon einmal das Phänomen erlebt, dass ein versehentlich falsch errechnetes Horoskop in manchen Fällen besser zu 'funktionieren' schien, als das später technisch exakt errechnete.

In der vorangegangenen Arbeitsgruppe war einhellig die strukturgebende und damit sinnvermittelnde Funktion von Astrologie hervorgehoben worden. Genau dieses Plus gilt es, so Michael Roscher, in die Beratungen einzubringen: Astrologie sei nicht so sehr ein Mittel der Sinn-Findung sondern ein Mittel der Sinn-Schöpfung, d.h. einen objektiven und einzigen Sinn für mein Leben, den es zu 'finden' gilt, gibt es nicht. Die astrologische Symbolik biete ihrerseits zwar nicht beliebige aber vielfältige konkrete Sinngebungsmöglichkeiten an. Ich muss mich also entscheiden, welchen Sinn ich in meinem Leben aktiv erschaffen möchte. In der Beratung bietet Astrologie die Möglichkeit, den Klienten aus seiner normalen Denkschiene herauszuziehen und ihm Analogien anzubieten, auf die er von selbst nicht gekommen wäre. Dies setzt Eigenverantwortlichkeit beim Klienten voraus, er darf also den Astrologen als Instanz auch nicht zu ernst nehmen!


Zahlreiche Analogieübungen, Prognosetechniken und aktuelle Beispiele

Die detaillierte Beschreibung der Workshop-Inhalte der folgenden dreieinhalb Tage würde den Rahmen dieses Kurzberichts sprengen. Einige Schlaglichter sollen hier stichpunktartig für das Ganze stehen welches man ohnehin nur live voll miterleben konnte:

  • Astrologie ohne Horoskop - Analogien 'bewahrheiten' sich empirisch
    Mars und Venus als astrologische Gegenspieler; Mars steht u.a. für die (Schneide-)Zähne, Venus u.a. für Zucker, dessen Konsum auch Karies verursacht; eine Stärkung des Mars, etwa der vermehrte Konsum von Kaffee (als aufputschendes Getränk eine Mars-Entsprechung) führt statistisch nachgewiesen zu weniger Karies.

  • Analogien des Themas 'Angst' im Horoskop
    Die Teilnehmer stellten Planetenbezüge her: Saturn steht für Enge und eher konkrete Ängste, Mars für den Fluchtreflex, die äußeren Planeten eher für kollektive Ängste etc. Michael Roscher: Jedes Planetenprinzip kann mit Angst verknüpft werden, z.B. auch die sonst so positiv besetzten Planeten Venus (Existenzangst) und Jupiter (Agoraphobie, Angst vor großen Plätzen). Gemeinsam scheint dem Phänomen Angst eine übermäßige Aktivierung von bestimmten Hormonen (Adrenalin, Noradrenalin) im Körper zu sein. Energien, die nicht nach außen gehen dürfen, etwa in Form von Handlungen, Gefühlsäußerungen, Sexualität, Sport, Kampf u.ä. ,
    'implodieren' dann häufig in Form von Angst.

  • Tornado in Salt Lake City am 11.08.1999
    Das Ereignishoroskop und einige dazugehörige Resonanzhoroskope wurden besprochen.

  • John F. Kennedy junior, Flugzeugabsturz am 17.07.1999
    Das Radix des Kennedy-Sohns wurde ausführlich besprochen, ferner das sogenannte Sonnenhoroskop: Dieses Hilfshoroskop, bei dem Michael Roscher das MC auf die exakte Position der Radix-Sonne legt und auf der Basis dieses MCs und des Radix-Ortes die Hausspitzen ermittelt, ist zum einen als reines Handlungs-(Sonne!)Horoskop aussagefähig. Zudem ist das Sonnenhoroskop einem - mangels exakter Geburtszeit - ungenauen Radix vorzuziehen und an Aussagefähigkeit überlegen. Anhand der Nabod-Direktion des Sonnenhoroskops von JFK junior für die Zeit seines Flugzeugabsturzes, welche stimmige Auslösungen lieferte, wurde dies demonstriert.

    Anhand von Auslösungen zum normalen Radix des Kennedy-Sohnes zeigte Werner Völkel anschließend auf, wie die verschiedenen TPA-Prognosemethoden Tageshoroskop, Transitdirektion und Resonanz-Transite ineinandergreifen. Mit Hilfe von Übersichten seines Auswertungsprogramms 'Astropage TPA' wurde schnell anschaulich, wie das Ereignis des Flugzeugabsturzes sich nach allen drei genannten Prognoseverfahren symbolisch herleiten lässt.

  • Lilith - Gastvortrag von Christopher Weidner, Phoenix-Astrologie, München
    Im Kontrast zu vielen gängigen Lilith-Deutungen, welche in Lilith eher eine dunkle Seite des Weiblichen erblicken, legte Herr Weidner seine aus der astronomischen Anschauung abgeleitete Sichtweise von Lilith überzeugend dar: Die astronomische Lilith definierte er - im Einklang mit den meisten Autoren dieses Gebiets - als den zweiten Brennpunkt der elliptischen Umlaufbahn des Mondes um die Erde (im ersten Brennpunkt befindet sich die Erde selbst). Dieser zweite Brennpunkt liegt auf einer Linie mit dem Mond-Apogäum, also dem erdfernsten Punkt, den der Mond erreichen kann.

    Lilith sei deshalb - so Christopher Weidner - nur im Zusammenhang mit dem Mond im Radix sinnvoll zu deuten. Da der Mond für unsere Wahrnehmung und für die Identifikation mit dem uns Umgebenden stehe, liege es nahe, den erdfernen Punkt Lilith als einen Horoskopfaktor zu begreifen, wo diese Identifikation am wenigsten ausgeprägt ist. D.h. Lilith zeigt an, wo wir am wenigsten von unseren eigenen Wahrnehmungen und alltäglichen Bedingtheiten abhängig sind. Anhand von Beispielhoroskopen bekannter Persönlichkeiten und anonymisierten Teilnehmerhoroskopen wurde die Lilithposition diskutiert.

  • Sonnenfinsternis vom 11.08.1999 - Der ausgefallene Weltuntergang
    Michael Roscher konnte deutlich machen, daß das gefürchtete Große Quadrat des Finsternishoroskops so exakt nun auch nicht sei und daß vergleichbare Konstellationen in der Geschichte auch nicht zwangsläufig - wie hier zum Teil prognostiziert - zu Menschheitskatastrophen geführt hätten. Er wies auch auf die Bedeutung des Finsternisgrades 18 Grad Löwe hin, der nach seiner Auffassung Sonne-Venus Charakter (Stichwort: Die Liebe zum Männlichen) in sich trägt.
    Eine naheliegende Entsprechung dieser Einzelkonstellation sei etwa, daß der Ruf nach 'starken Männern' und Führungspersönlichkeiten (Sonne) in der Zeit des Geltungsbereiches dieser Finsternis in Mode (Venus) kommen könnte. Der Wahlausgang in Österreich könnte unter anderem ein Indiz dafür sein.

... Die Diskussionsfreude der Teilnehmerschaft, welche etwa hälftig aus TPA-Kennern und Neueinsteigern bestand, verhinderte die Besprechung des gesamten Programms, welches Herr Roscher ursprünglich vorgesehen hatte, sorgte aber auch für einen abwechslungsreichen und lebendigen Verlauf, der den verschiedenen Bedürfnissen Rechnung trug.