Wozu überhaupt astrologische Forschung?

Geübt im wissenschaftlichen Denken und von eher skeptischem Naturell konnte ich mir bis vor ca. 30 Jahren nicht vorstellen, dass die Astrologie tatsächlich funktioniert. Beruflich bedingt habe ich viel mit Menschen zu tun und weiß daher, wie schwer es sein kann, binnen kurzer Zeit einen realistischen Eindruck vom Gegenüber zu gewinnen.

Versuchsweise bat ich im Jahr 1993 eine Astrologin mir zu erklären, welche Wesensmerkmale sie aus meinen Geburtsdaten ableiten könne. Ich war verblüfft, wie exakt sie mich charakterisieren konnte und dies regte mein Interesse an, mich selbst mit der Astrologie zu befassen. Je mehr ich mich in dieses Wissensgebiet vertiefte, um so stimmiger empfanden die Horoskopeigner meine Deutungen. Doch dies allein beweist noch keinen Zusammenhang zwischen Geburtsdaten und Charaktereigenschaften eines Menschen.

Funktioniert die Astrologie wirklich?

Untersuchungen haben ergeben, dass von der Astrologie überzeugte Testpersonen sich in Charakterisierungen wiederfinden können, die nicht von ihren eigenen Geburtsdaten abgeleitet worden sind. Davon allein lässt sich jedoch keine Widerlegung der Astrologie herleiten. Solche Versuche lassen meiner Auffassung nach bestenfalls Rückschlüsse über die Selbstwahrnehmung der Testpersonen zu oder auch über die uneindeutige Formulierung der vorgelegten Charakterisierung.

Der für seine Kritik an der Astrologie bekannte Soziologe Edgar Wunder referierte am 21. April 2001 auf der Nürnberger Sternwarte und stellte in anschaulicher Weise ca. 20 wissenschaftliche Untersuchungen zur Astrologie vor, die alle zu einem negativen Ergebnis geführt hatten. Es würde den Rahmen des vorliegenden Textes sprengen, auf diese Untersuchungen detailliert einzugehen. Zumeist waren dies Zuordnungstests, bei denen entweder der Astrologe einen von der Testperson ausgefüllten Fragebogen dem richtigen Horoskop zuordnen sollte, oder aber die Testperson bewerten sollte, wie genau ein vom Astrologen erstelltes Horoskop auf sie zutrifft. Mir ist seinerzeit sofort aufgefallen, dass sich in allen diesen Versuchsanordnungen ganz bestimmte Fehler befunden hatten und äußerte einen eigenen Vorschlag.

Hier nachzulesen.

Ob sich jemand zwischen zwei Charakterisierungen richtig entscheiden kann oder nicht, hängt unabhängig vom Hintergrund der Charakterisierungsmethode in starkem Maße u.a. von der Ehrlichkeit und Selbstwahrnehmung der betreffenden Person ab. Denn auch rein psychologisch erarbeitete Charakterisierungen werden nicht von allen Menschen angenommen – unabhängig davon, ob diese Charakterisierungen aus wissenschaftlicher Sicht richtig sind, bzw. die betreffenden Menschen hinsichtlich psychischer Auffälligkeiten bzw. einer Neigung zum Lügen der „normalen“ Bevölkerung entsprechen.

Die Anforderungen an die Testpersonen sind also hoch. Auf eine andere Art ähnlich hoch sind die Anforderungen beispielsweise bei Automobil-Tests: Um als Testfahrer zugelassen zu werden, ist es eben nicht ausreichend, dass man nur die Führerscheinprüfung bestanden hat und mit dem eigenen Fahrzeug am Straßenverkehr teilnehmen kann.

Aus meiner Sicht verbesserungswürdig wäre daher die Vorgehensweise bei der Auswahl der Testpersonen, denn die Kriterien hinsichtlich psychischer Unauffälligkeit bzw. Nicht-Lügen sollten bei künftigen Studien verschärft werden. Außerdem sollte der Persönlichkeitstest nicht nur über einen Fragebogen erfolgen, sondern die Testpersonen von qualifiziertem Personal sowohl medizinisch als auch psychologisch untersucht werden.

Als Experiment schlage ich folgendes vor:

Testpersonen:

Beschaffen ein standesamtliches Dokument bezüglich der eigenen Geburtsdaten.

Haben keine astrologischen Kenntnisse.

Kennen vom eigenen Horoskop ausschließlich das „Sternzeichen“ und sind bereit sich vom Astrologen hinsichtlich charakterlicher Wesenszüge und biographischer Begebenheiten befragen zu lassen.

Versuchsaufbau:

Dem Astrologen wird Datum und Ort der Geburt mitgeteilt, die Geburtszeit im 12 Stundenformat, jedoch o h n e Angabe, ob es sich um die erste oder die zweite Tageshälfte handelt. Das standesamtliche Dokument mit den vollständigen Daten wird dem Versuchsleiter in einem geschlossenen Umschlag ausgehändigt. Die richtige Tageshälfte soll der Astrologe herausfinden und er darf hierzu die Testperson alles fragen, was ihm in diesem Zusammenhang hilfreich erscheint – ausgenommen Fragen, deren Beantwortung Hinweise auf die ihm unbekannte Tageshälfte beinhalten.

Durchführung des Versuchs:

Die Testpersonen werden vom Astrologen sowohl per E-Mail (Kopien der Emails gehen jeweils auch an den Versuchsleiter), als auch persönlich (der Versuchsleiter hier mit anwesend) hinsichtlich charakterlicher Wesenszüge und biographischer Begebenheiten befragt. Nach dieser Befragung entscheidet der Astrologe sich bezüglich der Geburtszeit für die ihm richtig erscheinende Tageshälfte, der Versuchsleiter ebenso und beide Entscheidungen wurden vom Versuchsleiter protokolliert.

Nach wissenschaftlicher Anschauung hat ein solcher Zuordnungstest dann ein signifikantes Ergebnis, wenn fünf von fünf Horoskopen hinsichtlich der Tageshälfte richtig zugeordnet werden (statistische Wahrscheinlichkeit ist hier 1 : 32).

Das Ganze wird umso aussagekräftiger, je mehr Astrologen sich daran beteiligen. Für Rückfragen stehe ich zur Verfügung und selbstverständlich würde ich als Astrologe gern auch selbst wieder teilnehmen.



Im folgenden ein Bericht über drei erfolgreiche Zuordnungsversuche, welche gegen Ende des Jahres 2021 durchgeführt worden sind:



Ausgangspunkt:

Funktioniert die Astrologie tatsächlich, oder redet man sich das nur ein? Kann man einen Widder- Aszendenten mit Mars im 1. Haus tatsächlich von einem Waage-Aszendenten mit Venus im 1. Haus unterscheiden? Ist die Person mit Widder-Betonung potentiell aggressiver und die Person mit der Waage-Betonung potentiell diplomatischer?

Sowohl Astro-Kritiker als auch manche Astrologen sind der Überzeugung, dass das Ergebnis einer astrologischen Beratung nichts bzw. sehr wenig mit den vorliegenden astrologischen Konstellationen zu tun hat, sondern im wesentlichen durch die Interaktion zwischen Astrologen und Horoskopeigner zustande kommt. Böse Stimmen behaupten sogar, dass Astrologen in betrügerischer Absicht Methoden des „Cold-Reading“ einsetzen bzw. sich den „Barnum-Effekt“ zunutze machen.

Sollte die astrologische Grundannahme „Wie oben - so unten“ jedoch richtig sein, müsste sich diese auch nachweisen lassen. Zum Beispiel indem man zwei Horoskope miteinander vergleicht, bei denen Datum und Ort identisch sind, die Geburtszeiten sich allerdings um 12 Stunden unterscheiden: Sollte die Astrologie funktionieren, müsste man im tatsächlichen Horoskop einer Testperson zutreffende Eigenschaften und tatsächliche Ereignisse finden können – im Vergleichs-Horoskop jedoch nicht.

Damit experimentiert habe ich schon oft und es funktioniert tatsächlich; im folgenden drei Fallbeispiele, welche alle auf der Grundlage von Placidus-Häusern berechnet worden sind; mit Ausnahme von Bruce Springsteen sind die Testpersonen sowohl per Email, als auch telefonisch befragt worden.



Bruce Springsteen, geboren am 23.09.1949 um 22:50 EDT in Freehold, New Jersey (USA)

Passend zur Häuserspitze 3 im Löwen (Pluto und Mars im 3. Haus) und einem vollen 5. Haus (Löwe-Haus plus Sonne auf Häuserspitze 5) trägt er den Nicknamen „The Boss.“ Im Jahr 2021 führte er Verhandlungen wegen des Verkaufs der Rechte an seinem Lebenswerk.

Während dieser Zeit war der Jupiter (Transit) dreimal auf seinem MC: am 03.05.2021, am 08.08.2021 und am 22.12.2021. Wenige Tage vor der 3. Jupiter/MC-Konjunktion war der Verkauf schließlich unter Dach und Fach. Erlös waren laut Presseberichten 500 Millionen Dollar.

Der Nürnberger Astrologe Werner Völkel kommentierte den Transit wie folgt: „Ja, das macht Sinn: Jupiter ist als Mit-Herrscher von 10 (Fische) ein Teilaspekt seines Lebenswerks. Jupiter als Herrscher von 7 (Schütze) steht für den Vertragspartner, der ihm die Rechte abkauft. Jupiter in 8 steht für den Vertrag, durch den ihm viel fremdes Geld zufließt. Der Transit deutet dieses Ergebnis an.“

Im auf 10:50 Uhr berechneten Horoskop findet man die genannten Themen und Konstellationen nicht.



Männliche Geburt am 23.03.1964, um ca. 22:00 MEZ in Hamburg (D)

Freundlich und aufmerksam wirkender Mann. Befragt nach verschiedenen wichtigen Zeitpunkten in seiner Vergangenheit weiß er wenige Details, „er merke sich sowieso nur das Gute, also z.B. keine Hochzeiten, die dann wieder mit Scheidung verbunden waren“. Sein Lebensmotto laute „geben ist seliger als nehmen, er sehe sich selbst als hilfsbereit und freundlich, von ihm könne man das letzte Hemd bekommen“, dies sei seine eigene Art von Religion, ein Kirchgänger sei er aber nicht.

Eine Bekannte von ihm beschreibt ihn als:

vielseitigen und fitten Handwerker, hilfsbereit, verlangt manchmal nichts für seine Tätigkeit

seine Hobbies seien Angeln und Fischen

er rauche und trinke gerne

er habe seit einigen Jahren Probleme mit dem Herz

Der Horoskopeigner bestätigt diese Herzprobleme und berichtet, dass er am 10.07.2021 eine starke Herzschwäche erlitt, welche zu einer akuten Notaufnahme im Krankenhaus geführt hat.

Analyse und Auswertung des Horoskops:

Seine Hilfsbereitschaft, sein Lebensmotto, seine Hobbies und sein regelmäßiger Konsum von Suchtmitteln, deuten hin auf eine Persönlichkeit mit Neptun/Fische-Thematik. Astrologisch finden wir diese im Horoskop mit der Geburtszeit „ca. 22 Uhr“: Neptun als Herrscher des fünften Haus im ersten Haus.

Was die starke Herzschwäche betrifft finden wir zum genannten Zeitpunkt einen Transit Mars-Quadrat-Neptun: Mars ist Herrscher des 6. Hauses (welches u.a. für Gesundheit steht) und Neptun ist wie gesagt Herrscher des 5. Hauses (welches u.a. für das Herz steht), was wiederum gut zu einer allgemeinen Herzschwäche passt.

Es finden sich insgesamt also sehr viele Hinweise auf eine Geburtszeit von „ca. 22 Uhr“. Diese Hinweise finden sich im Horoskop berechnet auf „ca. 10 Uhr“ nicht.


Weibliche Geburt am 29.06.2000 um 03:58 MES, in Fulda (D)

Sich selbst beschreibt die Horoskopeignerin wie folgt:

Ich sehe mich selbst als eine sensible und dennoch selbstbewusste Frau und als gute Freundin für meine Freunde, sowie partnerschaftlich. Ich habe einen guten Draht zu Mitmenschen und spüre wenn etwas nicht passt etc., daher würde ich mir eine gewisse emotionale Intelligenz zuschreiben.

Aktuell absolviere ich eine Ausbildung in der Immobilienbranche. Vorher war ich eine Zeitlang im Bereich der Luftfahrt tätig. Ich kann mir vorstellen diesen Beruf auch nochmal auszuüben, doch der jetzige Beruf passt mir gut und es gefällt mir dass er krisensicherer ist.

Frage des Astrologen:

Wenn Sie sich an die Zeit um den 17.3.2021 zurück erinnern (Zeitfenster plus/minus ca. eine Woche): Ist da irgendetwas überraschendes und für Sie bedeutsames passiert?

Antwort der Horoskopeignerin:

Am 21.03. wurde ich von einer mir sehr wichtigen Person gefragt, ob sie mich in meiner Wohnung besuchen kommen soll (fast zwei Stunden Fahrtzeit) und eine Woche später (26.03.) hat die Person mich tatsächlich besucht. Das hört sich eventuell banal an, war aber für mich bis heute die größte Überraschung des Jahres, da ich niemals damit gerechnet hätte und sehr glücklich darüber war.

Auf Nachfrage des Astrologen erklärt die Horoskopeignerin, dass sie für die erwähnte Person tiefe Gefühle empfindet und dass sie und die betreffende Person seitdem öfter miteinander im Kontakt sind.

persönlicher Eindruck des Astrologen:

Der Astrologe erlebte die Horoskopeignerin als freundlich und offen. Sie wich Fragen nicht etwa aus, sondern beantwortete sie auf anschauliche und nachvollziehbare Weise. Der Astrologe gewann außerdem den Eindruck, dass die Horoskopeignerin sehr gute kommunikative Fähigkeiten hat.

Analyse des Horoskops:

9 Themen der Horoskopeignerin ließen sich dem Horoskop mit der richtigen Geburtszeit zuordnen:

Allein die Tatsache, dass aus dem Jahr 2021 ein für die Horoskopeignerin bedeutsamer Tag (Zeitfenster plus/minus 1 Woche) astrologisch aufgefallen ist, hat statistisch eine Treffer-Wahrscheinlichkeit von 1 : 26 und aus dem Erlebnisbericht der Testperson ableiten zu können, ob diese frühmorgens oder nachmittags geboren worden ist, hat nochmal eine Wahrscheinlichkeit von 50%, was dann insgesamt bereits mit 1 : 52 über der Zufallsverteilung liegt.

Die 8 weiteren Zuordnungen haben eine Wahrscheinlichkeit von jeweils 50% und damit kommen wir insgesamt auf 1 : (52 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2 x 2) = 1 : 13.312 – was ein hochsignifikantes Ergebnis ist, denn alle diese richtigen Zuordnungen finden sich im Horoskop berechnet auf 15:58 Uhr nicht.

Anmerkung: Die Wirksamkeit von Arzneimitteln wird beispielsweise so getestet, dass sich beim Behandlungserfolg eine Abweichung von nur 1 : 20 (im Vergleich zum Placebo) ergeben muss und dann gilt die Wirksamkeit des Medikaments als erwiesen.


Resümee:

Die hier beschriebene Vorgehensweise lässt sich nicht nur zur Überprüfung der Astrologie im allgemeinen anwenden, sondern auch zum Test der eigenen Deutungs-Fähigkeiten: Je öfter es gelingt, bei zwei in Frage kommenden Geburtszeiten die richtige herauszufinden, desto erfolgreicher ist die angewandte Deutungsmethode: Man kann sich zu Übungszwecken z.B. mit Horoskopen von Prominenten beschäftigen, bei denen jemand vorher die tatsächliche Geburtszeit geschwärzt hat.

Was das Beispiel mit der Widder- oder Waagebetonung (ganz am Anfang) betrifft, gibt es als „typischen Widder“ z.B. den 4-fachen Karate-Weltmeister Alexandre Biamonti und als „typische Waage“ z.B. die Politikerin und Juristin Elisabeth Selbert, eine der vier „Mütter des deutschen Grundgesetzes“: Die Aufnahme der Gleichberechtigung als Grundrecht in das Grundgesetz geht maßgeblich auf sie zurück!